Guido Gwerder hat nach 23 Jahren im Sägemehl und 23 Kranzgewinnen aus gesundheitlichen Gründen vergangene Woche seinen Rücktritt erklärt.

«Der Schwingsport hat mein Leben während vieler Jahre geprägt und war für mich auch eine gute Lebensschule. Ich muss aber feststellen, dass mein Körper im Alter von 31 Jahren nicht mehr alles mitmacht. Neben Knieproblemen verletzte ich mich am Innerschweizer Jubiläumsfest in Ruswil zusätzlich am Schulterblatt», sagt Guido Gwerder.

Deshalb habe er sich nach dem Herbst-Schwinget in Siebnen entschlossen, einen Schlussstrich unter seine durch Höhen aber auch Tiefen geprägte Laufbahn zu ziehen. In dieser Saison hat der 110 Kilogramm schwere und 1,87 Meter grosse Sennenschwinger mit den beiden Kranzgewinnen am Schwyzer und Innerschweizer bewiesen, dass er bis zuletzt mit den Besten mithalten konnte.

Der Stern vom ruhig wirkenden Guido Gwerder ging 2003 auf. Mit nur 16 Jahren holte er am Innerschweizer Schwingfest in Hochdorf auf Anhieb den ersten Kranz. Dieser war nicht nur der Startschuss zu einer erfolgreichen Laufbahn, sondern blieb gleichzeitig auch sein schönster Erfolg überhaupt. «Es war für mich damals ein spezieller und sehr emotionaler Moment. Damit hatte ich nie im Leben gerechnet», blickt der Familienvater heute zurück.

Nur zwei Jahre später gab es bereits den ersten Bergfestkranz auf dem Stoos. Sein ertragreichstes Jahr war 2016 mit dem Gewinn von fünf Kränzen. Nicht von Erfolg gekrönt waren dagegen die Einsätze an den Eidgenössischen Schwingfesten 2010, 2013 und 2016, obwohl Guido Gwerder jedes Mal bis zum Schluss mit von der Partie war. 2010 verlor er um den Kranz gegen Matthias Siegenthaler und 2016 stellte er gegen Michael Moser. Insgesamt brachte es der Muotathaler auf 23 Kränze. Zudem gewann er 2004 und den Melchsee-Frutt Schwinget und 2015 den Herbstschwinget in Unteriberg. Dies beide Male als lachender Dritter. In der Geschichte des Schwingklub Muotathal gilt er als jüngster Kranzgewinner und als jüngster Sieger eines Rangschwingets.

Es könnten noch einige mehr sein, doch Knieverletzungen warfen den talentierten Schwyzer immer wieder aus der Bahn. So musste er beispielsweise als 20-Jähriger nach einer Verletzung am Stoos-Schwinget eine eineinhalbjährige Wettkampfpause einschalten.

Eines muss man dem Naturburschen aber zugestehen, er konnte sich auch nach Misserfolgen immer wieder fangen und neu motivieren. Sein Markenzeichen waren die beiden Standschwünge Kurz und Wyberhaken, mitunter aber auch ein überraschender Schlungg. Gerade gegen die «Bösen» wuchs der Maurervorarbeiter oftmals über sich hinaus und besiegte so bekannte Namen wie die Eidgenossen Andreas Ulrich, Thomas Sempach, Remo Stalder oder Beni Notz.

Im Sägemehl wird Guido Gwerder dem Schwingklub Muotathal aber auch dem Schwyzer Kantonalen Schwingerverband fehlen. Er zählte zu den stärksten Athleten aus der zweiten Garde. «Guido hinterlässt eine grosse Lücke. Er konnte sich im Wettkampf immer wieder steigern und war oft für eine Überraschung gut. Im Training ist er ein grosser Motivator», sagt René Schelbert, der Präsident des Schwingklubs Muotathal.

Guido Gwerder bleibt dem Schwingsport als 2. Technischer Leiter sowie Trainingsleiter der Jungschwinger weiterhin treu. Mit ihm verabschiedet sich zweifellos eine vom Publikum gern gesehene und von den Schwingerkollegen geachtete Persönlichkeit, welche die Szene während der letzten 23 Jahre belebt und bereichert hat.

Guido Gwerder freut sich darauf, nach dem Rücktritt mit seiner Frau Monika und dem einjährigen Sohn Nando wieder mehr Zeit zu geniessen.