Mit Ralf Schelbert, Stefan Heinzer und Silvan Betschart treten gleich drei Muotathaler Kranzschwinger zurück.

Am Herbst-Schwinget in Unteriberg setzten Stefan Heinzer und Silvan Betschart einen Schlusspunkt unter ihre Aktivkarriere. Jetzt zieht auch noch Ralf Schelbert, einstiger Hoffnungsträger der Innerschweizer, im Alter von erst 24 Jahren die Notbremse.

Völlig aus dem heiteren Himmel kommt dieses vorzeitige Karriereende von Ralf Schelbert leider nicht. Das grosse Talent hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Bereits als 17-Jähriger musste er sich einer ersten Operation unterziehen. Inzwischen wurde das linke Knie zweimal, das rechte einmal operiert. Der schwierigste Eingriff erfolgte am 18. Juli 2018 in der Klinik Hirslanden in Zürich. Damals stellte sich heraus, dass nicht nur das Innenband gerissen war, sondern auch noch ein grosser Knorpelschaden operiert werden musste. Dies führte dazu, dass Ralf Schelbert die diesjährige Saison mit dem Eidgenössischen in Zug als Höhepunkt verpasste.

«Der Entscheid für den Rücktritt war nicht einfach und ist mir sehr schwergefallen. Dieser ist auch nicht plötzlich, sondern gut überlegt den ganzen Sommer über gereift. Nach drei Knieoperationen geht die Gesundheit nun eindeutig vor. Körperlich geht es mir wieder gut», erklärt der Bisisthaler. Auch der Arzt habe ihm geraten, zu seiner Gesundheit Sorge zu tragen.
Ralf Schelbert war schon als Jungschwinger sehr erfolgreich. Lange Zeit musste er sich jedoch mit der Rolle als bester Nichtkranzschwinger im Kanton Schwyz begnügen. Im Alter von 20 Jahren eroberte der gelernte Zimmermann am Schwyzer Kantonalfest 2015 in Küssnacht das erste Eichenlaub. «Es war für mich ein speziell schöner Moment, weil auch meine Teamkollegen Silvan Betschart, Theo Blaser und Andreas Gwerder erstmals unter den Kranzgewinnern figurierten», erinnert sich der Hobby-Velofahrer.

Der 102 Kilogramm schwere und 1,92 Zentimeter grosse Schwyzer war ein typischer Offensivschwinger. Das Wort «Abwarten» kannte er in seinem Repertoire mit den beiden Paradeschwüngen Kurz und Gammen kaum. Das Aussergewöhnliche an der kurzen Laufbahn von Schelbert ist, dass er es in den drei verletzungsfreien Saisons 2015, 2016 und 2018 auf die stolze Zahl von 13 Kränzen gebracht hat. Mit sechs Auszeichnungen war er 2016 am erfolgreichsten. «Das absolute Highlight ist für mich der Gewinn des Bergfestkranzes am Heimfest auf dem Stoos. Auch die drei Innerschweizer-Kränze und der zweite Platz am Ob- und Nidwaldner Kantonalfest 2018 bedeuten mir sehr viel», betont der sympathische Sennenschwinger. Dazu feierte er zwei regionale Festsiege (2014 Nichtkranzer-Schwinget Flüeli Ranft und 2018 Rang 1.b am Frühjahresschwinget in Oberarth) und bestritt am Eidgenössischen Schwingfest 2016 in Estavayer alle acht Gänge. Ralf Schelbert geht dem Schwingsport auch nach seinem Rücktritt nicht verloren. Im Schwingklub Muotathal trainiert er schon jetzt den Nachwuchs und wird voraussichtlich die Funktion als Technischer Leiter 1 oder 2 übernehmen.



Mit vier Siegen und zwei Niederlagen gegen die Schlussgangteilnehmer Christian und Philipp Schuler verabschiedete sich Stefan Heinzer am Herbst-Schwinget in Unteriberg vom aktiven Sport. «Es war ein schöner und würdiger Abschluss, den ich sehr genossen habe», sagt der Muotathaler. Als Grund für den Rücktritt nennt er berufliche Gründe. Neben seiner Tätigkeit als Schreinermonteur in einem 80-Prozent-Pensum übernahm er kürzlich von seinem Vater den Berglandwirtschaftsbetrieb Wysswand oberhalb von Muotathal mit 30 Mutterschafen und 20 Geissen. Es sei ihm deshalb in Zukunft fast unmöglich, ein regelmässiges Training zu absolvieren.
In den Adern von Stefan Heinzer fliesst Schwingerblut. Schon sein Vater Richard, gleichzeitig auch sein grosses Vorbild, war ein erfolgreicher zweifacher Eidgenosse mit insgesamt 43 Kränzen. Dieser feierte seinen grössten Triumph am Innerschweizer Schwingfest 1984 in Cham. Sein Sohn Stefan brachte es auf elf Kränze. Es hätten jedoch noch weit mehr sein können. Während sieben Saisons war Stefan Heinzer als Älpler in den Kantonen Graubünden und Schwyz unterwegs. Da fehlte ihm oft die Zeit für ein regelmässiges Training und die langen Reisewege für den Besuch von Schwingfesten.
Den ersten Kranz eroberte der gelernte Schreiner im Alter von 21 Jahren am Schwyzer Kantonalen 2011. Als die schönsten Erfolge bezeichnet Heinzer in seiner 19 Jahre dauernden Karriere die Kranzgewinne am Innerschweizer Schwingfest 2017 in Alpnach und als Gast am Emmentalischen Schwingfest 2016 in Sumiswald. «Sehr viel bedeutet mir aber auch der erste Festsieg vor einheimischer Kulisse am diesjährigen Muotathaler Schwinget. Dieser Erfolg war für mich ein speziell schönes Glücksgefühl», erklärt der Familienvater.
Dreimal holte er das begehrte Ticket für das Eidgenössische Schwingfest. In Zug lief es dem Schwyzer anfänglich mit zwei Siegen wie geschmiert. Im vierten Duell spürte er im Knie einen Zwick. Dadurch konnte Stefan Heinzer in den nächsten vier Duellen nicht mehr sein ganzes Leistungsvermögen ausspielen und verpasste den Kranz. Zu den Hauptschwüngen des 110 Kilogramm schweren und 1,87 Zentimeter grossen Sennenschwingers mit dem dunkelblauen Hemd zählten der Hüfter und der Übersprung. Am liebsten überraschte der 29-Jährige seine Gegner mit einem Konter.
Je länger bei ihm ein Duell dauerte, desto unberechenbarer wurde Heinzer, auch dank seinen mentalen Fähigkeiten. Besonders im Element fühlte er sich bei heissem Wetter. «Das Schwingen war für mich eine echte Lebensschule. Man lernt durchzubeissen und kommt in all den Jahren auch mit vielen interessanten Menschen in Kontakt», betont Stefan Heinzer. Als Beisitzer und J+S-Coach im Schwingklub Muotathal wird der sympathische Sportler der Sägemehlszene auch in Zukunft erhalten bleiben.



Ebenfalls sein letztes Schwingfest in Unteriberg bestritt der traininsgfleissige Turnerschwinger Silvan Betschart. Mit der Niederlage im sechsten Gang gegen seinen Jahrgänger und Eidgenosse Alex Schuler setzte der 28-jährige einen Schlusspunkt in seiner Karriere. Sein grösster Erfolg war sein erster und einziger Kranzgewinn am Schwyzer Kantonalen Schwing- und Älplerfest 2015 in Küssnacht. Als Materialverwalter im Vorstand vom Schwingklub Muotathal bleibt auch er weiterhin dem Schwingen treu.